Gegenwärtiges und Vergangenes

Kategorie: Jugend

Mein anderer Großvater

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Jagdgut Pait

Über meinen Großvater väterlicherseits weiß ich noch weniger als über den Vater meiner Mutter.

Er wurde in welchem Jahr auch immer und wo auch immer geboren. Was ich weiß, dass er in Pait in Ostpreußen wohl auf einem Jagdgut (Beschreibung in der Wikipedia) von Hermann Göring als Waldarbeiter gearbeitet hatte. Mit Martha hat er dann meinen Vater im Jahr 1927 gezeugt. Martha starb sehr früh Anfang der Fünfzigerjahre, an sie habe ich gar keine Erinnerung.

Wie den jüngsten Bruder meines Vaters verschlug es ihn nach Hagen in Westfalen. Es schien ihm dort. einigermaßen gut zu gehen, außer Martha hat er zwei weitere Ehefrauen überlebt und starb irgendwann in seinen neunziger Lebensjahren.

Zuletzt allein lebte er allein in einer Wohnung und wurde durch Essen auf Räder versorgt. Ich erinnere mich nur an seinen starken ostpreußischen Akzent. Und an seine Liebe zu Kartoffeln, denn mit jedem Essen auf Rädern, egal was es gab, bestellte er eine Portion Kartoffeln.

Nur nebenbei, mein Onkel, sein jüngster Sohn, war Bierfahrer bei der Sankt Andreas Brauerei, die jetzt zum Oetkers Konzern gehört. Der Onkel hatte drei Kinder, Einen Sohn und zwei Töchter. Der Sohn war Torwart in einem Verein der zweiten Bundesliga. Eine der Töchter  habe ich in den neunziger Jahren einmal besucht, da ich eigentlich Kontakt zur Verwandtschaft haben wollte. War ein nettes Gespräch hat sich aber nicht viel draus ergeben. Was aus allen geworden ist, weiß ich nicht.

Der dritte Bruder meines Vaters, den habe ich auch besucht in einem Urlaub während meiner Kindheit im Schwarzwald. Er lebte in Kehl am Rhein und hatte im Alter, soweit ich mich erinnere, Kehlkopfkrebs. Er ist mir als jemand mit einem Mikrofon am Hals im Gedächtnis geblieben.

Eines zieht sich nach meinem Gefühl durch bei meiner Familie. Niemand hat so recht Interesse daran, Kontakt zur weiteren Familie zu halten. Über Hanna bin ich da anderes gewöhnt. Deshalb ist mein Kontakt mit der weiteren Familie von Hanna enger als mit meiner eigenen. Mit ihrer Nichte in Toronto bin ich mehr im Kontakt als mit meinen eigenen Nichten.

Mein Großvater

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Fiat Topolino 1951

Wenn ich so richtig nachdenke, Dann weiß ich gar nicht so viel von meinem Großvater. Es gibt große Lücken in seinem Lebenslauf. 1894 in Hamburg, geboren ging er in den frühen 1900er Jahren. Mit seiner Mutter in die USA, soweit ich weiß nach New York, wo sie versuchte, sich als Klavierlehrerin zu etablieren. Aber irgendwann kamen beide wieder zurück. Was danach passierte, ist mir unklar. Er heiratete meine Großmutter und sie gelandeten in Leipzig, wo sowohl meine Mutter als auch mein früh verstorbener Onkel geboren wurden. Gerüchteweise waren sie dann in der Nazizeit in Breslau, wo er angeblich als Mitglied der Kriminalpolizei arbeitete. Was er dort macht und woran er beteiligt war, weiß ich nicht.

Irgendwann enden sie in Lübeck, wo sie eine kleine Einliegerwohnung in einem Häuschen mieteten. Mein Großvater arbeitete als Handelsvertreter, und ich erinnere mich daran, dass er in meiner frühsten Erinnerung für sein Beruf, einen Fiat wie oben im Bild benutzte. Dieser wurde später durch ein grünes Modell ohne Holz ersetzt. In diesem machte ich mit meinen Großeltern einen ausgedehnten Zelturlaub in Süddeutschland. Das muss in einem heißen Sommer gewesen sein. Wahrscheinlich 1959. Ich erinnere mich an Fetzen: wie ich quer in einem grünen Hauszelt hinter den beiden Großeltern schlief; wie irgendwo im Odenwald ein Junge Forellen mit Pfeil und Bogen geschossen hat; wie ich irgendwo für meine Mutter eine elfenbeingeschnitzte Brosche gekauft habe. Für mich faszinierend in seiner Wohnung war der Schreibtisch mit Locher Büroklammern Papier, Radiergummi, Stiften. In unserem Musikerhaushalt gab es sowas nicht.

Mein Großvater muss mich gern gehabt haben. Zur Taufe bekam ich ein silbernes Besteck mit Monographie und als junge um zehn oder Elf herum, eine elektrische Modelleisenbahn. Mein Großeltern hatten einen Terrier, der sicher zu einem Großteil auch dafür verantwortlich ist, dass ich manchmal mit Hunden nicht so richtig etwas anfangen kann. Er war der Ersatz für eine Floria, die von einem Auto überfahren war und der Fell als Läufer im Arbeitszimmer meines Großvaters lag. Gloria war ein fettleibiger fauler Hund, der die Treppen hoch getragen werden musste.

Ich denke, meinen Vater mochte er nicht so richtig. Ich bin auch nicht sicher, ob die Legende meiner Mutter stimmt,dass sie mich gezeugt haben, um heiraten zu können. Vielleicht war es doch eine Zwangsheirat, die so manches im Verhältnis meiner Eltern und vielleicht auch besonders im Leben meiner Mutter erklären könnte.

Mein Großvater starb 1976 infolge eines Schlaganfalls, nachdem meine Großmutter ihn noch einige Monate hatte pflegen müssen.

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Meine Großmutter

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Ich ca. 1967 im von meiner Oma spendiertem Jacket

Gestern, am 17. November, war der 125. Geburtstag meiner Oma. Sie war für mich sicher eine der prägenden Figuren in meiner Kindheit.

Geboren wurde sie im Jahre 1900 als jüngstes Kind von, ich glaube, zehn Geschwistern. Diese hatte sie alle überlebt. In den 192ern heirate meinen Großvater mütterlicherseits. Im Jahr 1924 wurde ihr Sohn geboren und im Jahre 1929 meine Mutter. Damals lebten sie in Leipzig. Aber irgendwann im Laufe des III Reiches zog sie nach Breslau, heute Wroclaw. Was sie dort genau machen oder warum sie dort hingegangen sind, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass mein Großvater dort als Mitglied der Kriminalpolizei gearbeitet hat. Ich denke, was Gutes hat er dort nicht getan.

Irgendwie, ich weiß auch nicht wie, landete sie dann in Lübeck in einer Einliegerwohnung in einer Lübecker Randbesiedlung. Meine Eltern und wir lebten damals in einem Flüchtlingslager in Lübeck Blankensee, gelegen in einer ehemaligen Wehrmachtskaserne. Darüber hatte ich bereits berichtet. Ich hatte eine enge Beziehung zu meinen Großeltern. Im Alter von sechs oder sieben bin ich aus Lübeck Blankensee mit dem Bus zu Ihnen gefahren – unbegleitet mit msteugen..

Später zogen wir nach Hamburg, aber die Beziehung zu meinen Großeltern bestand. Im Jahre 1959, da war ich fast neun Jahre alt ging ich mit ihnen auf eine Zeltreise nach Süddeutschland. Wir waren im deutschen Museum in München, im Odenwald, glaube ich habe ich gesehen, wie ein einheimischer eine Forelle mit Pfeil und Bogen geschossen hatte. Weiterhin waren wir, so glaube ich, in Idar-Oberstein, wo ich für meine Mutter eine Elfenbeinbrosche gekauft habe.

Später war ich neidisch auf meine Schwester, weil unsere Großmutter ihr immer wieder Kleidung schneiderte. Bis du mir irgendwann erklärte, dass sie keine Männerklamotten keine und mich mitnahm zu Hettlage und Lampe. Dort kaufte sie mir ein braunes Jacket mit schrägen Taschen, dass ich als voll modisch empfand.

Der Kontakt riss nie ab. Erst verlor sie ihren Sohn im Jahr 1974, er starb an Alkoholmissbrauch. Ein Schicksal für viele Musiker. 1976 sie ihren Mann, meinen Großvater. Und dann 1982 meine Mutter, ihre Tochter. Das war das Jahr, in dem ich meine erste Frau kennen lernte.

Ich besuchte sie immer noch regelmäßig, und sie war auch bei meiner Hochzeit 1986. Sie war damals schon im Heim, sie hatte sich den Arm gebrochen und musste aus ihrer Wohnung ausziehen. Meine damalige Frau und ich haben ihre Wohnung ausgeräumt und viele Stücke in unser damaliges Wochenendhaus in Lüchow-Dannenberg verbracht.

Ich besuchte sie regelmäßig noch im Heim und versorgte sie auch mit ihrem geliebten Weinbrand, von dem sie doch regelmäßig ein volles Glas zu sich nahm.

Bei meiner Hochzeit im Jahr 1986 war sie noch dabei. Ich erinnere mich, wie sie tapfer versuchte, das Hochzeitsmenü aufzuessen, weil sie es gelernt hatte, dass man Essen nicht liegen lassen darf.

Sie war schon ein wenig prägend für mich und ich glaube auch für unsere ganze Familie. Aber das sollte dann ein anderes Thema sein.

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Vereinigtes Königreich 1969

1969 waren Andreas und ich auf unserer zweiten Reise per Anhalter, diesmal durch das Vereinigte Königreich. Es ging über Holland zur Fähre von Hoek Nan Holland nach Harwich, dann nach London, später nach Chester und Schottland Edinburgh und wieder zurück.

Dabei hatten wir einige interessante Erlebnisse. Zum Beispiel hatten wir bei der Ankunft in Harish jemanden, der uns mitnahm und meinte, wir jungen Leute sollten doch nicht auf gut Glück nach London fahren. Er hat uns für eine Nacht bei sich zu Hause untergebracht und dann die Jugendherberge in Epping Forrest für uns organisiert.

In Edinburgh hatten wir einen netten Abend mit zwei Schottinnen, von denen die eine mich nach Jahrzehnten zufällig über Facebook noch einmal kontaktiert hatte. Auf unserer Rückreise mussten wir in London eine Nacht übernachten. Die haben wir im Schlafsäcken im Saint James Park verbracht, wo uns ein Polizist weckte und fragte, ob wir irgendwelche Schreie im Gebüsch gehört hätten.

Highlight war neben der Liveübertragung der Mondlandung auf dem Trafalgar Square das Livekonzert der Rolling Stones im Hyde Park, zwei Tage, nachdem Brian Jones gestorben war. Das Konzert ist relativ legendär, so legendär, dass darüber zum Beispiel ein Dokumentarfilm zu finden ist.